Hochwolgebohrner.
Hochzuehrender Herr.
E Hochwolgebohren haben etwas von dem prophetischen Geiste, da Sie merken konnten, daß Krankheit und Fieber Ursache an meinem Stillschweigen seyn könnten. Ich habe dies Frühjahr würklich wieder einige Zeit gelegen. Vorher aber hat eine Aufhäuffung vieler Geschäfte, die alle schleünig mußten abgethan seyn mich abgehalten, an irgend etwas anderes zu denken. Die erstere Ursache hat mich bis dahin abgehalten meine Virginische Jugend zu besuchen und mich nach ihrem Befinden zu erkundigen. Und da mein ieziger Gärtner neü ist, und nichts davon kennt, so ist alles noch unter der Deke und kann nicht eher an das tages Licht kommen, bis ich selbst dabey seyn kann. Bey diesem elenden Wetter aber därff ich mich, bey meinem noch halb kranken Leib noch nicht dahin wagen. Ich hoffe aber, daß es noch früh genug wird geschehen können, um E Hochwolgeb. die verlangten Sachen überschiken zu können. Meine Hoffnung die Virginische Colonie in meinem Garten dieses Jahr stark zu vermehren ist mir durch einen Brief aus London für dieses Jahr benommen. Ich hatte im October um eine Kiste Saamen geschrieben, und erhalte im Febr. die Antwort, daß damals schon alles ausgetheilt gewesen, und nun vor künftigem Herbst nichts zu haben sey. Also ist ein ganzes Jahr verlohren.
Der Hr. Dr. Gleditsch, dem ich Ihre Anmerkungen zugestellt hatte, versprach mir selbst an E Hochwolg. zu schreiben. Aber der arme Man hat ein schlimmeres Fieber, als das meinige, dem aus keiner Apothek kann geholffen werden. Seine häußlichen Umstände sind in solchem Verfall, daß ihm alle Lust zur Arbeit vergeht. Doch versichert er mich, daß seine Dendrologie beynahe zum Druk fertig sey. Die Forellen Fabrike kann in hiesigen Gegenden nicht unternommen werden, wo uns die Bäche ganz fehlen. Um einen Zapfen der Balsam Tanne werde ich mir Mühe geben. Doch zweifle ich gar sehr, daß in Oranienburg solche sind, die Früchte tragen. Für die Catal. von London bin ich E Hochwolgeb. sehr verpflichtet: Ich bin nicht übel willens etwas von daher zu verschreiben; aber es wäre mir doch sehr lieb gewesen einiges fundament zu haben, aus welchen die Preise der Sachen ohngefehr abzunehmen wären. Einen von dem Catal. habe ich nach Gusow verschikt, einen anderen werde ich dem H. Gr. v. Kameke zu schiken und einen habe ich H Gleditschen gegeben. So bald das Wetter und meine Gesundheit es erlauben, werde ich E Hochwolgebohren, Proben von meiner Zucht überschiken. Wollen Sie mir indeßen ein paar Pflanzen von der Myrica zu kommen laßen, so werden Sie mir viel Vergnügen machen. Ich höre, daß auch verschiedenes von meinen aus der Türkey bekommenen Saamen aufgeht; habe aber auch diese dinge noch nicht mit Augen sehen können. Ich empfehle mich zu fortdauernder Gewogenheit und habe die Ehre zu verharren
E Hochwolgebohren gehorsamster Dr. J G Sulzer
Berl. d. 27 März 1767
H: Landesarchiv Sachsen-Anhalt, Rep. Harbke H 95, Nr. 1860, Bl. 108–109. E: Kittelmann 2018
Handschriftlicher Vermerk von Philipp du Roi am Ende des Briefes: »Am 8ten April sind an H Prof. Sultzer 2. Stük Myrica-Pflanzen abgeschikt. Und dabey ist angefragt, ob er an der America Saamen Kiste zu 1/8, 1/6 teil oder 1/4 Antheil nehmen wolle. Auch ist wegen Gleditschens Dendrologie und der Gileadischen Balsam-Tanne Erinnerungen geschehen, nicht weniger Nachricht gegeben worden, wie mit dem Gärtner ⟨Ruseks⟩ die Preise am billigsten zu bestimmen seyn.«